Reisebericht |
Schüleraustausch mit Russland 2006 |
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10. Tag, Sonntag, den 18. 06. 2006 Bevor wir uns heute auf
unsere Bootsfahrt durch St.
Petersburg freuen können, eröffnen uns unsere Lehrer,
dass
uns noch ein Stadtrundgang bevorsteht. Immerhin kennen wir ja noch
lange nicht alles. Unsere Motivation steigt nicht ins Unermessliche,
als wir erfahren, dass wir wieder mit einem der Linienbusse fahren
müssen. Der Bus kommt in Sicht- auf die Plätze-, er
nähert sich -fertig-, er bremst und bleibt stehen- Los!!!-.
Ungefähr so kommt es mir vor. Natürlich schaffen wir
es alle
wohlbehalten in den Bus, würde jemand fehlen, würden
wir
selbstverständlich alle zackig wieder aussteigen oder solange
auf
den Busfahrer einreden, bis er die Türen wieder
öffnet. Auf
unserer „Besichtigungs-Liste“ stehen als
Nächstes zwei
Klöster. Das erste ist das imposante Smolny - Kloster, das wir
allerdings nur kurz von innen sehen, da es heute als Konzertsaal
und Museum dient. Weiter geht es zum Alexander- Newski - Kloster. Dieses Kloster ist eines der so genannten „Lawras“, die in Glaubensangelegenheiten höchsten kirchlichen Einrichtungen der russisch - orthodoxen Kirche. Wir gehen durch eine Art Tor und finden uns auf einem Weg wider, der zur Kirche führt. Uns entgegen kommt ein Mann, dem beide Beine amputiert wurden und der sich nur mithilfe eines Brettes, unter dem vier Rollen befestigt sind, fortbewegen kann. Nicht zum ersten Mal wird uns der Unterschied zwischen Arm und Reich in Russland gewahr. Es gilt fast immer: Entweder arm oder reich, so etwas wie eine Mittelschicht gibt es nicht so ausgeprägt wie bei uns, Leute die _in der Mitte_ stehen, sind selten. Wir erreichen die Kirche. Vor dem Eingang steht ein orthodoxer Priester (ein sehr freundlicher Mann), der kontrolliert, wer hinein darf und wer nicht. Das macht er allein an der Kleidung fest. Wir müssen sowohl Arme als auch Beine, sowie den Rest unserer Haut mit Ausnahme des Gesichtes (und des Halses und der Hände natürlich) bedecken, bevor wir eintreten dürfen. Eines unserer Mädchen, das einen Rock trägt, muss draußen bleiben. Immerhin müssen wir Mädchen auch diesmal nicht unser Haar unter Tüchern verstecken. Der Innenraum dieser Kirche ist sehr groß. Wie im Kloster in Moskau stecken die Frauen auch hier dünne Kerzen aus Bienenwachs an, die die Kirche mit einem
Einige
Stationen weiter steigen wir aus. Wir steigen
früher aus als nötig, da es noch einiges zu sehen
gibt. Auf
dem Weg zur Peter- und Paul Festung passieren wir das Ingenieurschloss
und das Marsfeld mit dem ewigen Feuer. In Gedanken ist zwar jeder von
uns schon bei der hoffentlich erholsamen Schiffsfahrt,
doch als wir vor
der Kathedrale in der Peter- und Paul
Festung stehen, wird auch das kurzfristig verdrängt.
Majestätisch hebt sich der über 100 Meter hohe Turm
mit der
goldenen Spitze gegen den tiefblauen Himmel, an dem keine Wolke zu
sehen ist, ab. Wir müssen einige Meter laufen, bis wir das
ganze
Gebäude sehen können, so hoch ist es. Auch das
Fotografieren
erweist sich als äußerst schwierig. Wenn man vor der
Peter-
und Paul Kathedrale steht, kommt man sich klein, um nicht zu sagen
winzig vor. Doch diese Festung soll das letzte sein, was wir vor
unserer Abreise noch besichtigen werden. Also setzten wir uns ein wenig
in den Schatten und beobachten die Leute, die staunend und mit
ehrfürchtigen Blicken vorbeigehen.
Endlich können wir uns auf den (langen) Weg zum Anlegesteg machen, an dem unsere Bootstour beginnen wird. Es geht ohne
Verzögerung los. Zusätzlich steigen noch andere Leute
ein,
Russen, wie wir vermuten. Im Boot steht eine Frau mit Mikrofon, die
eine Menge erklärt. Eine Menge auf Russisch
erklärt.
So also geht die unverständliche Sprache im Hintergrund
für
unsere Ohren in ein leicht zu ignorierendes Geplätscher
über
und wir genießen es, einfach nur im Boot zu sitzen und die
Straßen St. Petersburgs einmal aus einer anderen Perspektive
zu
betrachten. Wir sind uns alle einig, dass dies ein gelungener Abschluss
unseres Russlandaufenthaltes ist. Da es bereits spät ist und keinem von uns der Sinn danach steht, noch im Zug herumzulaufen, tun wir das einzig Richtige (Schlafen!!!). Doch vor dem Schlafen wird natürlich noch geredet. Es lässt sich nicht verleugnen, dass wir uns alle sehr auf zu Hause freuen. In den schillerndsten Farben malen wir uns aus, wie es ist, wenn wir endlich wieder im vertrauten Schwerte sind. Unser Lieblingsthema ist, wie ich glaube, das Begrüßungsessen. Nach fast zwölf Tagen russischen Essens und Imbissbuden - Ernährung äußert jeder seine Wünsche, oft auch schon beim Telefonat mit den Eltern. Die Palette geht von einem einfachen Salat, über vernünftiges Obst bis hin zur guten deutschen Currywurst mit Pommes. Allein bei dem Gedanken daran läuft uns das Wasser im Mund zusammen und wir müssen aufpassen, dass wir nicht auf den Boden sabbern. Mit diesen ungewöhnlichen Gedanken schlafen wir ein. In gemütlichem Tempo zockelt die Eisenbahn Richtung Moskau. weiter zum 11. und letzten Tag, Montag, den 19. 6. 06 |